Wenn ein Geschäftsbericht über ein Geschäft berichtet,
dann sind
1.)
die darin ausgedrückte Haltung der Geschäftsführung, was über das Geschäft als berichtenswert gilt und
2.)
die Art und Weise, wie darüber berichtet wird,
bereits ein Bericht über das Geschäft: eine von der Öffentlichkeit interpretierbare Selbstauskunft
darüber, wie ein Unternehmen sein "Geschäft" versteht.
Broschüren gestalten die Zeit. Sie führen den Blick und die Gedanken. Sowohl auf einer einzelnen Seite, als auch durch die gesamte Broschüre. Ihr Duktus, ihre Didaktik und Dramaturgie bestimmen das Verhalten, sprich das weitere Interesse (gegendert:) der/des Leserin/Lesers. Sie stolpern hier? Verziehen. Wenn Gedanken unterbrochen werden (dazu reicht u.U. schon eine kleine Formalie), dann suchen sie sich einen anderen Weg. Auch aus einer Broschüre. Sie darin zu fesseln, ist die Herausforderung. Auch (und gerade) an die Form.
Ganz gleich, wie komplex eine Anzeige ist, wie reich an Einzelinformationen und/oder Detailreizen: Irgendetwas muss auf den ersten Blick eben diesen schnellen Blick fangen und festhalten. Es muss eine strenge Hierarchie der Bedeutungen existieren. Denn wenn der Blick zwischen ähnlich Geichwertigem erst auswählen muss, wählt er gern den dritten Weg: den Ausstieg.
Was mit der Post kommt (also von realen Menschen ins Haus gebracht, nicht digital), hat immer noch etwas Besonderes.
Interessanterweise seltener Freudiges, da Verpflichtendes in digitalen Zeiten eher noch die physische Gegenständlichkeit des "Realen" sucht
als die frohe Botschaft. Rechnungen zum Beispiel. Mahnungen und Bescheide. Bedrohungen, die als "echt" gelten sollen.
Was diese Drohung nicht erfüllt, ist dagegen nur lästig. Also Werbung.
Was für eine Freude, wenn dazwischen etwas Erheiterndes zu finden ist! Etwas Erhellendes, Positives, Nettes! Ihm ist
die komplette Aufmerksamkeit gewiss. Es kann die Stimmung über den ganzen Tag verändern. Das ist die Chance für Ihre Mailings!
Sie haben nur Millisekunden Zeit. Ihre Größe schützt sie nicht vor Missachtung.
Eher der Verzicht, ihre Größe mit Details zu füllen. Was nicht auf einen Blick erkennbar ist, hat im
Vorbeifahren keine Chance. Das erklärt den häufigen Dreiertakt in der Gestaltung von Plakaten:
1: wow, 2: aha, 3: ok. Übersetzbar etwa mit "sieht interessant/lecker/usw. aus, habe es identifiziert, und
da/dann gibt's das". Was daran deutlich wird: Die Form (das in den ersten Millisekunden noch nicht identifizierte Etwas)
hat entscheidenden Einfluss auf die Stufen 2 und 3.
Plakat-Design ist also ein Vorgang in extremer Zeitlupe.